Die Sozial-Kampagne Du bist Deutschland wird im Netz ja heftig und kontrovers diskutiert. Einen recht interessanten Artikel dazu findet man mal wieder beim Werbeblogger.
Die TV-Werbung gefällt mir persönlich ganz gut, will sie uns doch vermitteln, dass in uns allen ein kleiner Forrest Gump steckt. Auch wenn viele negative Aspekte diskutiert werden, allein dass nun viele angeregt werden, über die Heimat nachzudenken, sollte positiv betrachtet werden.
Die Website zur Kampagne wirkt allerdings irgendwie lieblos zusammen geklöppelt.
Friede Freude Eierkuchen – Hauptsache, die neoliberale Richtung bleibt uns erhalten. Wenn ich das Wunder von Deutschland bin, dann wohl in erster Linie, weil die „Wohltäterfirmen“ ordentlich self promotion betreiben. Deren Oberflächen-Heilungskampagne betrachte ich als ein weiteres Event zur Massensuggestion. Vielleicht hilfts ja. Am besten gefällt mir das feedback, z.B. die „adaptierte Leni Riefenstahl Ästethik“. Wie gut, dass es einen Herdentrieb gibt.
Übrigens. Was hat Heimat mit Deutschland zu tun? Deutschland steht hier für wirtschaftliche Prosperität. Und auch Heine, Einstein usw. sind erstens nicht Deutschland, sondern einzelne Genies und scharfe Kritiker Deutschlands, und dienen zweitens nur zur Camouflage. Die deutschen Dichter und Denker wurden nicht von Deutschland hervorgebracht, sondern umgekehrt.
P.S. Den Spot habe ich noch nicht gesehen. Vielleicht hat der ja die gewünschte Wirkung und wird mich morgen früh um 6 aus dem Bett treiben, um ordentlich an Deutschlands Morgenröte zu basteln. *g*
Hallo Andrea,
schön dass du wieder von der Kommentarfunktion Gebrauch machst. Der Spot wird dir sicher früher oder später vor den Augen flimmern, dann bin ich mal gespannt auf deine Meinung. Im übrigen gibt es schon Menschen, die Deutschland als ihre Heimat ansehen, warum auch nicht. Oder soll man sich noch weitere 1000 Jahre für von Deutschen vollbrachte Taten schämen?
Hi HG,
danke für die Begrüßung, war auf Heimatsuche. *g*
Ich will hier keine Haarspalterei betreiben, aber das möchte ich doch sagen. Deutschland ist ein Nationalstaat, also ein politisches (künstliches) Konstrukt, genauso wie der Nationalismus (und Patriotismus) ein künstliches Konstrukt (aus dem 19. Jh.) ist, alles was damit zu tun hat, beruht auf Beeinflussung und Propaganda zu politischen Zwecken. Heimat ist etwas erdverbundenes und natürliches, das im näheren Umfeld und aufgrund eigenen Erlebens empfunden wird. Ich würde mich wundern, wenn jemand aus Ostfriesland Heimatgefühle für die Fränkische Schweiz empfinden würde, es sei denn er lebt dort 30 Jahre (so kann man auch für Timbuktu Heimatgefühle entwickeln). – Und für Nazi-Deutschland sollten wir uns schon noch 1000 Jahr schämen, wenn schon nicht als Deutsche, so doch als Menschen, wie wir uns auch für vieles andere schämen sollten (auch nicht als Deutsche, sondern als Menschen). Finde ich. 😉 Denn verantwortlich sind wir schon, jeder einzelne, oder sollte das nur für zweckdienliche Kampagnen gelten?
Hi Andrea,
das sehe ich nicht so. Heimat definiert vielleicht jeder für sich ein wenig anders. Der eine reduziert es auf das eigene Heim, der nächste meint damit sein Dorf, seine Stadt, seinen Landkreis, sein Bundesland oder auch das Land in dem er den größten Teil seines Lebens verbringt oder verbracht hat.
Und verantwortlich für zweckdienliche Kampagnen kann man sich durch sein eigenes (Konsum)verhalten schon fühlen. Ich persönlich fühle mich aber nicht für politisch oder religiös motivierte, verbrecherische Machenschaften früherer Regime verantwortlich.
Hallo HG!
Schon klar. Zu Heimat: es wäre anmaßend, eine definitive Definition zu definieren, da hast du recht.
Zur Verantwortlichkeit: sicher sind wir persönlich nicht für politische usw. Machenschaften verantwortlich, ich habe nur immer noch nicht die Hoffnung aufgegeben, dass Integrität und Selbstreflexion des einzelnen die Chancen solcher „Machenschaften“ verringern könnten. *zwinker* Was vergangene Regime angeht, ist allerdings hinreichend bekannt, dass die nicht vom Himmel fallen, sondern Produkt einer kollektiven historischen Verfassung sind, für die wir zwar nicht verantwortlich, aber deren Erben wir sind. Was unsere „deutsche Heimat“ angeht, so freut mich persönlich, dass die gegenwärtige kollektive Verfassung viel besser ist, als man uns einredet. Daher denke ich auch, dass die Kampagne nach amerikanischem Vorbild (Wir sind alle Helden, zusammen sind wir unschlagbar) in Deutschland kaum Schaden anrichten wird (vermutlich haben wir aus unserem Erbe gelernt, und das finde ich wahnsinnig gut!). *g*
Nun ja, schaden wird es nicht, viel bewirken aber vermutlich auch nicht.